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Finanzamt Altenkirchen

Das ehemalige Finanzamt Altenkirchen/Westerwald:

 Nicht jeder wird mit der Geographie des Landes Rheinland-Pfalz vertraut genug sein, um die Kreisstadt Altenkirchen (ca. 7.000 Einwohner) ohne längeres Suchen auf der Landkarte ausfindig zu machen. Einen wertvollen Hinweis erhält der Unkundige durch den Zusatz "Westerwald", womit jene rechtsrheinische Landschaft nordöstlich von Koblenz gemeint ist, die von den Flüssen Rhein, Lahn, Sieg und Dill begrenzt ist. Der Landkreis Altenkirchen, dessen Gebiet (ca. 641 qkm) gleichzeitig den Amtsbezirk des ehemaligen Finanzamts Altenkirchen bildet, liegt im Norden des Westerwaldes und grenzt unmittelbar an Nordrhein-Westfalen an. Man konnte den Zuständigkeitsbereich des Finanzamts Altenkirchen somit als den -bildlich gesprochen- nordöstlichsten Zipfel unseres Bundeslandes beschreiben.

Über den "eigentlichen" Amtsbezirk hinaus erledigte das Finanzamt Altenkirchen daneben Aufgaben für das Nachbarfinanzamt Hachenburg mit, nämlich die Körperschaftsteuerstelle sowie die Bezirksbetriebsprüfung. Umgekehrt ist im Zuge der Neuorganisation der Finanzämter zunächst im Frühjahr 1978 die Zuständigkeit der Kraftfahrzeugsteuer und schließlich, Ende 1980, die Finanzkasse beim Finanzamt Montabaur zentralisiert worden. Die Großbetriebsprüfung wird vom Finanzamt Neuwied, die landwirtschaftliche Betriebsprüfung, die Steuerfahndung sowie die Bußgeld- und Strafsachenstelle vom Finanzamt Koblenz wahrgenommen. Seit 1962 ist das Finanzamt Altenkirchen Ausbildungsamt.

In der Zeit vom 01.01.1972 bis Herbst 1982 war das Finanzamt Altenkirchen Versuchsamt im Rahmen des "Fürther Modells", womit ein Veranlagungsverfahren auf der Grundlage des "Arbeitspapiers zur Neuorganisation des Finanzamts Fürth (Bayern)" gemeint war. Dieses Verfahren ist aber, obwohl der Versuch -aus der Sicht des Amtes Altenkirchen- erfolgreich verlaufen ist, später nicht allgemein übernommen worden.

Das Finanzamt war organisatorisch in 8 Sachgebiete aufgeteilt. Der eigentliche Amtsbezirk umfasst acht Verbandsgemeinden (Altenkirchen, Betzdorf, Daaden, Flammersfeld, Gebhardshain, Hamm, Kirchen und Wissen; zusammen 118 Ortsgemeinden) sowie die verbandsfreie Stadt Herdorf mit insgesamt ca. 137.000 Einwohnern. Das Finanzamt Altenkirchen nahm mit einem Steueraufkommen von seinerzeit 773 Mio. DM den 12. Platz unter den 37 rheinland-pfälzischen Finanzämtern ein.

Vor Errichtung der Finanzämter bestand für den Kreis Altenkirchen in der Kreisstadt die Steuerzweigstelle Altenkirchen. Sie war dem preußischem Steueramt Neuwied untergeordnet. Die Steuerkommission unter dem Vorsitz des Landrats setzte die Einkommen- und Vermögensteuer fest und entschied auch über Einsprüche und Beschwerden. Hebestelle war die Gemeindekasse Altenkirchen. Erst im Zuge der Neuordnung des Abgabenrechts und des Aufbaus der Reichsfinanzverwaltung nach 1919 wurden als untere Verwaltungseinheiten "Finanzämter" geschaffen. Beschäftigt waren im April 1920 neben 1 Steuerinspektor, 2 Supernumerare, 1 Volontär, 1 Informant sowie ein männlicher und eine weibliche Angestellte. Im September 1920 verlegte das Finanzamt seine Diensträume in ein von der Stadt Altenkirchen erworbenes ehemaliges Hotel. Auch die Anzahl des Personals nahm zu, vor allem durch die Übernahme der Umsatzsteuer und der Gewerbesteuer. Im Oktober 1920 wurde die Finanzkasse eingerichtet. Das zusätzliche Personal kam von der Kommune, von der Post- und der Eisenbahnverwaltung.

War bereits 1922/23 der Neubau eines Finanzamts geplant, konnte das Richtfest jedoch erst im September 1938 gefeiert werden. Den Bauplatz hatte die Stadt Altenkirchen -die auch Bauträger war- unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Am 07.08.1939, kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, wurde das neue Gebäude bezogen. Die Neubaukosten betrugen 223.993,09 RM. Am 25.03.1945 fielen die letzten Bomben auf die Stadt Altenkirchen. Eine Woche zuvor war auch das Dienstgebäude von Bombenteppichen getroffen worden. An den Wiederaufbau des fast zur Hälfte zerstörten Dienstgebäudes war vorerst nicht zu denken. Erst nach der Währungsreform konnte damit begonnen werden. Die Arbeiten waren Ende Februar 1950 beendet. Am 20.11.1952 verkaufte die Stadt Altenkirchen dem Land Rheinland-Pfalz das Dienstgebäude zu einem Übernahmepreis von 115.000 DM.

Das nunmehr einsetzende "Wirtschaftswunder" in der Bundesrepublik brachte auch dem Finanzamt Altenkirchen eine Fülle neuer Aufgaben. Mit der Arbeitsbelastung erhöhte sich auch der Personalbestand: Während 1956 nur 87 Mitarbeiter (davon 6 Anwärter / Auszubildende) im Finanzamt beschäftigt waren, stieg ihre Zahl in 1979 auf 204 (davon 29 Anwärter), um dann auch infolge der Verlegung der Finanzkasse zum Finanzamt Montabaur auf heute 178 Mitarbeiter (davon 10 Anwärter und 38 Teilzeitkräfte) zurückzugehen.

Obwohl das zunächst im Finanzamtsgebäude untergebrachte Katasteramt auszog und zwei Dienstwohnungen im Haus aufgelöst wurden, mussten in den 70-er Jahren weitere Büroräume im benachbarten Haus Heinemann angemietet werden. Zwischenzeitlich führte 1979 die Anmietung weiterer Räume im gegenüberliegenden Haus Kehl (u.a. für die beim Finanzamt Altenkirchen bis 1988 untergebrachte Geschäftsstelle des Bezirkspersonalrats) zu einer spürbaren Entlastung. Auch dies stellte indes keine befriedigende Lösung der immer dringlicher werdenden Raumprobleme dar, was letztlich im Jahre 1986 zu einer im Bereich der Finanzverwaltung einzigartigen Konzeption führte:

In enger Zusammenarbeit mit Finanzamt, Oberfinanzdirektion und Ministerium wurde von privater Hand ein Gebäude mit einer Nutzfläche von 1.460 qm und 65 Kfz-Stellplätzen sozusagen maßgeschneidert auf die Bedürfnisse des Finanzamts erstellt und für zunächst 20 Jahre unkündbar an die Finanzverwaltung vermietet. Im neuen Finanzamt (Karlstr. 10), das in einer Entfernung von etwa 200 m vom "Mutterhaus" steht, finden die publikumsintensiven Stellen (die gesamte Veranlagung und die Arbeitnehmerstellen) Platz; Bewertung, Grunderwerbsteuerstelle, Vollstreckung, Bezirksbetriebsprüfung sowie die Geschäftsstelle sind weiterhin im alten Haus (Frankfurter Str. 21) untergebracht. Der Umzug ins Haus Karlstr. 10 konnte termingerecht im August 1989 stattfinden.

 

© Klaus Roßbach

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